Panarea, eine kleine Insel im Mittelmeer unweit der sizilianischen Nordküste, gehört wie der Stromboli zu den Liparischen Inseln. Vom vulkanischen Ursprung dieser Inselgruppe zeugen nicht nur die regelmäßigen Lava-Eruptionen des Strombolis, sondern auch die unter Wasser austretenden Gase und der bis zu 130 Grad Celsius heiße Meeresboden. Um diese vulkanischen Aktivitäten unter Wasser zu erkunden, ist am 1. September ein interdisziplinär zusammengesetztes Team von 18 Wissenschaftlern und Studenten, allesamt wissenschaftliche Taucher des Scientific Diving Center (SDC) der TU Bergakademie Freiberg, zu einer zweiwöchigen Expedition nach Panarea aufgebrochen.
Neben der wissenschaftlichen Forschung dient diese Expedition auch der Ausbildung der Studenten zu zertifizierten wissenschaftlichen Tauchern. Diese Qualifikation erwerben sie sich abschließend nach monatelanger Vorbereitung und speziellem Training mit der erfolgreichen Teilnahme an dieser Expedition.
Im Mittelpunkt der Forschung stehen Quecksilberemissionen, die durch den Unterwasservulkan in das Meerwasser freigesetzt werden und sich über Fische in der Nahrungskette anreichern können. Aus hydrothermalen Fluiden, also Austritten von heißem Wasser am etwa 20 Meter tiefen Meeresboden, entnehmen die wissenschaftlichen Taucher Wasserproben und analysieren diese sofort an Land, im dafür eingerichteten Feldlabor, sowie in Freiberg im Labor auf ihren Quecksilbergehalt. Ebenso werden Proben austretender Gase gesammelt und analysiert und an jeder Probenentnahmestelle grundlegende Parameter wie pH-Wert, Leitfähigkeit und Temperatur gemessen. Weitere Untersuchungen werden durch die Studenten im Rahmen von Bachelor- und Masterarbeiten in Freiberg erfolgen.
Neben den geochemischen Prozessen stehen aber auch die mineralogische Zusammensetzung der unter Wasser liegenden Gesteinsformationen und Sedimente sowie deren tektonische Strukturen im Blickpunkt der Geologen, Hydrogeologen, Chemiker und Ingenieure.
Besonders die Entwicklung von Messgeräten stellt die teilnehmenden Jungingenieure vor große Herausforderungen. Mit einem speziell für den Unterwassereinsatz konzipiertem Messgerät wird die Menge der austretenden Gase an einem Punkt über einen langen Zeitraum von mehreren Monaten erfasst, da man vermutet, dass die Gasmengenschwankungen im direkten Verhältnis zur vulkanischen Aktivität stehen.
Mit ihren Daten leisten die Freiberger Wissenschaftler einen Beitrag zum besseren Verständnis der lokalen geologischen Entwicklung und geochemischen Prozesse in diesem vulkanisch aktiven Gebiet. Von der Qualität des Wissens hängt auch ab, wie gut das Frühwarnsystem funktioniert, das vor Erdbeben und Vulkanausbrüchen warnen soll.
Im Oktober beginnt wieder die Ausbildung für wissenschaftliche Taucher in Form der Vorlesung „Aquatische Ökosysteme“ und der Schwimmbadausbildung „Wissenschaftliches Tauchen“.
In Deutschland gibt es nur zwei Ausbildungszentren für das Wissenschaftstauchen, an der TU Bergakademie Freiberg und an der Universität Stuttgart. Im Jahr 2016 haben 36 Studierende die Ausbildung absolviert, drei davon haben hier ihre Masterarbeit geschrieben. Insgesamt sind am SDC 29 studentische Abschlussarbeiten entstanden.
Anmelden können sich interessierte Studierende (aller Fachrichtungen) direkt beim Scientific Diving Center: http://tu-freiberg.de/sdc
In unserer Meldung am 12. Juni berichteten wir über die Vorexkursion nach Panarea: http://tu-freiberg.de/presse/wissenschaftler-der-tu-bergakademie-freiberg-zur-vorexkursion-in-panarea